Ethik ist wichtiger als Religion
                                                        Dalai Lama

Friedrich Nietzsche  1844  --1900    Philosoph

Nietzsche war ein deutscher klassischer Philologe. Erst nach seinem Tod wurde er als Philosoph weltberühmt. In jungen Jahren entdeckte er sein Interesse an Schopenhauer. Dessen Leitspruch "Leben ist Leiden" bildete das Fundament seines späteren Weltbilds.


Die Tiere und die Moral.
Die Praktiken, welche in der verfeinerten Gesellschaft gefordert werden, sind als gesellschaftliche Moral im Groben überall bis in die tiefste Tierwelt hinab zu finden, - und erst in dieser Tiefe sehen wir die Hinterabsicht all dieser liebenswürdigen Vorkehrungen: man will seinen Verfolgern entgehen und im Aufsuchen seiner Beute begünstigt sein. Deshalb lernen die Tiere sich zu verstellen und zu beherrschen.
So verbirgt sich der Einzelne unter der Allgemeinschaft des Begriffes "Mensch", oder unter der Gesellschaft, oder passt sich an Fürsten, Stände, Parteien, Meinungen oder der Umgebung an. Zu allen den feinen Arten, uns glücklich , dankbar, mächtig, verliebt zu stellen, wird man leicht das tierische Gleichnis finden. Auch den Grund für die Sicherheit hat der Mensch mit dem Tier gemeinsam, man will sich nicht täuschen lassen.
Das Tier beurteilt die Bewegungen seiner Gegner und Freunde, es lernt ihre Eigentümlichkeiten auswendig, es richtet sich auf diese ein: gegen Einzelne einer bestimmten Gattung gibt es ein für allemal den Kampf auf und ebenso errät es in der Annäherung mancher Arten von Tieren die Absicht des Friedens und des Vertrags. Die Anfänge der Gerechtigkeit, wie der Klugheit, Mäßigung, Tapferkeit, - kurz alles, was wir mit dem Namen der sokratischen Tugenden bezeichnen, ist tierhaft. Eine Folge jener Triebe, welche lehren, nach Nahrung zu suchen und den Feinden zu entgehen.
Erwägen wir nun, dass auch der höchste Mensch sich eben nur in der Art seiner Nahrung und dem Begriffe dessen, was ihm alles feindlich ist, erhoben und verfeinert hat, so wird es nicht unerlaubt sein, das ganze moralische Phänomen als tierhaft zu bezeichnen.

           Prof. Robert Spaemann  -  Philosoph

                     05.02.1927  -  10.12.2018

Das Leiden der Tiere im Labor wird vor uns sorgfältig verborgen. Tierversuche, eine Welt       des Grauens. Sie geschehen Tag für Tag.

                  

Spaemann bezog die Tiere als Bestandteil der Schöpfung in seine Positionen ausdrücklich mit ein. " Zu dem Offenkundigen gehört, dass wenigstens höher entwickelte Tiere sich in Lagen befinden können, die wir sinnvoller Weise nur mit Worten wie Schmerz, Leiden, Lust und Sichwohlfühlen beschreiben können". Er hielt es für ein wirksames Mittel, Grausamkeiten gegen Tiere öffentlich, zum Beispiel im Fernsehen, sichtbar zu machen, da es Dinge gibt, die man nur sehen muss, um zu wissen, dass sie nicht sein sollen.
Spaemann setzte sich besonders mit dem Thema Tierversuche auseinander. So ist die Geheimhaltung auf diesem Gebiet ein Zeichen dafür, dass keine verantwortliche Güterabwägung statt findet.
Die "wissenschaftliche" Tierquälerei ist die absichtliche Verwandlung eines tierischen Lebens in ein Bündel von Leiden und stummer Verzweiflung, es ist ein Verbrechen. Was sollte eigentlich sonst ein Verbrechen sein?
R. Spaemann "Welt des Grauens", 1980

         Albert Schweitzer    1875  -  1965

Er gehört zu den wichtigsten Denkern der Tierschutzbewegung. Seine Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben schließt die Tiere selbstverständlich mit ein. 

Seine  autobiographischen, philosophischen, theologischen sowie kulturgeschichtlichen Texte zur Tierethik haben in einer Zeit der Massentötungen von Tieren nichts von ihrer Aktualität verloren.

Die zahlreichen Publikationen Albert Schweitzers sind jeder Beachtung wert. Wir empfehlen den Tierfreunden besonders das Buch "Ehrfurcht vor den Tieren", herausgegeben von Erich Gräßer, Verlag C.H. Beck

 Arthur Schopenhauer  -  Philosoph

  22.02.1788  -  21.09.1860

   Ein Rufer in der Wüste


"Ich muss es aufrichtig gestehen: der Anblick jedes Thiers erfreut mich unmittelbar, und mir geht dabei das Herz auf"

Welch ein unergründliches Mysterium liegt doch in jedem Thiere! - schrieb Arthur Schopenhauer in seinem Hauptwerk - Die Welt als Wille und Vorstellung - . Es wird deutlich, wie sehr er die Tiere (im Gegensatz zu den meisten anderen Philosophen seiner Zeit) einbezog.

Mitleid mit den Thieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, dass man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Thiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein. In seiner Mitleidsethik hat die Tierethik eine besondere Bedeutung. Die wichtigste Forderung besteht in einem angemessenen Schutz der leidensfähigen Tiere vor Quälerei, Ausbeutung und Überforderung.
Die Grundlage seiner Tierethik ist dieselbe, die sich auch bereits bei Bentham und etwas bei Hume  findet, nämlich, dass das Wesentliche und Hauptsächliche im Thiere und im Menschen das Selbe ist. Die entscheidende Gemeinsamkeit ist die Leidensfähigkeit. Zwischen Mensch und höheren Tieren besteht eine enge Verwandtschaft. Auch die tierische Anatomie lasse nur fließende Übergänge erkennen. Es ist unzweifelhaft, dass sich die Formen des inneren Erlebens von Mensch und Tier ebenfalls nicht abgrundtief unterscheiden.
Sofern der Mensch einen Wesenskern besitzt, ist dieser kein Alleinbesitz des Menschen, sondern ein Besitz aller Lebewesen. Die moralische Einstellung richte sich nicht danach, welchen Platz ein Lebewesen aufgrund seiner spezifischen Fähigkeiten oder Potentiale in der Rangfolge der Lebewesen einnimmt, sondern ausschließlich danach, wie sehr es leidet (….)
Für Schopenhauer ergab sich eine naheliegende Erklärung für die Defizite der westlichen Ethik: Die Quelle des Übels sei der Herrschaftsauftrag der biblischen Schöpfungsgeschichte, der zunächst im Judaismus, dann im Christentum zum Dogma wurde und von da aus das gesamte westliche Denken infizierte.
Er war der erste europäische Denker, der die Idee der Verbundenheit des Menschen mit der Kreatur in die Weltanschauung aufnahm. Wie Buddha hält er es für die einzig sichere Erkenntnis, dass alles individuelle Sein von Grund auf leidvoll ist. Der Mensch dem dies aufgegangen ist, wird in ein Mitleid mit allen lebenden Wesen hineingezwungen.
Schopenhauer predigt den Menschen ein viel wärmeres Mitleid mit der Kreatur, als es sich aus dem indischen Denken ergibt. Er erweitert das Mitgefühl zum Mitleid und führt dies zur Barmherzigkeit gegenüber den Tieren.
Leider haben die nachfolgenden "Denker" die Steilvorlage von Schopenhauer nicht aufgenommen. So legt z. B. W. Wundt (1832 - 1920) Wert auf die Feststellung, dass das einzige Objekt des Mitgefühls der Mensch sein kann. Tieren gegenüber kann man nur so etwas Ähnliches wie Mitgefühl haben. Von Barmherzigkeit ganz zu schweigen.
Was ist das nur für eine Ethik, die sich in Europa durch die Jahrtausende hinzieht, in Religion und Natur einen festen Bestand hat. Eine Ethik, die heutzutage von Tierrechtlern zurecht auf das schärfste angegriffen wird.
Eine Ethik, die tiefste menschliche Empfindungen zu den Tieren schlichtweg leugnet und mit den Füßen tritt.



Prof. Dr. rer. nat. Robert Geigenfeind

Ethik ist die Lehre vom sittlichen Wollen und Handeln des Menschen. Es sind allgemeingültige Normen und Maximen, die sich aus der Verantwortung  gegenüber allen Lebewesen herleiten.

 "Nun kann ich Euch in Frieden betrachten; ich esse euch nicht mehr." Diesen Satz murmelte Franz Kafka (deutscher Schriftsteller, lebte von 1883 bis 1924) beim Betrachten von Fischen in einem Aquarium. Damit brachte er seine tiefe innere Zufriedenheit darüber zum Ausdruck, dass er aufgehört hatte, Tiere für seine eigene Ernährung zu nutzen. Nun war sein Gewissen nicht mehr von der Verantwortung für das unendliche Leid, das der Mensch den Tieren antut, belastet.
Ein ähnliches Gefühl kann jeder erfahren, der seine Ernährung auf ausschließlich pflanzliche Kost umstellt. Das Bewusstsein, man ist dann nicht mehr an dem millionenfachen Morden beteiligt, erfüllt einen mit einer großen Befriedigung und gibt einem Kraft, für das Recht der Tiere - grundsätzlich und natürlich der Art gerechtes - einzutreten. Ein weiterer Grund, sich bei einer vegetarischen Ernährung gut zu fühlen, ist das Wissen um die Verminderung der Belastung der Umwelt. Immerhin trägt die "Produktion" von Fleisch gewaltig zur Kohlendioxid und Methanemission und damit zum Treibhauseffekt bei. Auch ist die Belastung der Böden und Flüsse durch Gülle riesengroß, von der
Verschwendung von Nahrungsmitteln - zehn pflanzliche Kalorien werden bei der "Umwandlung" von Fleisch nur zu einer einzigen Kalorie - gar nicht zu reden. 
Und dann noch die Förderung der eigenen Gesundheit: In der modernen Medizin ist man sich einig, dass eine abwechslungsreiche, auf Pflanzen basierende Ernährung wesentlich gesünder ist als die übliche, die auf tierischen Produkten fußt. So ist der Anteil z. B. an Diabetikern bei Vegetariern bei unter 3%, bei den Fleischessern jedoch bei über 7%! Ähnliches gilt für Herz-/Kreislauferkrankungen und viele weitere Zivilisationskrankheiten - die eigentlich "vom Fleisch- und Milchverzehr verursachte Krankheiten" heißen müssten.
Noch ein vierter Aspekt kommt hinzu: Vegetarisches Essen schmeckt einfach gut! Die weit verbreitete Vorstellung, pflanzliches Essen schmeckt fad, ist falsch! Die Ernährung der Vegetarier besteht eben nicht aus dem viel zitierten Salatblatt, sondern es gibt unglaublich viele verschiedene Nahrungsmittel auf pflanzlicher Basis, man muss sie nur entdecken. Man stellt bald fest, dass man viel mehr gewinnt, als man aufibt. Es ist nur die Gewohnheit, die einer Umstellung der Ernährung im Wege steht. Wenn man sie aber vollzieht, kann man wie Franz Kafka Tieren endlich ohne schlechtes Gewissen in die Augen sehen.
 Prof. Dr. rer. nat. R. Geigenfeind 


    Mitgefühl

Alle bedeutenden Religionen heben die Wichtigkeit der Entwicklung von Liebe und Mitgefühl hervor. In der philosophischen Tradition des Buddhismus werden diesbezüglich verschiedene Verwirklichungsstufen beschrieben. Auf der ersten Stufe wird unter Mitgefühl das Einfühlungsvermögen verstanden, also die Fähigkeit, sich in andere Lebewesen hineinzuversetzen und ihr Leid zu teilen. Dieses Mitgefühl kann wie von selbst in Erscheinung treten und ist zugleich bedingungslos. Es macht keine Unterschiede und ist allumfassend. Ein Gefühl der Nähe zu allen anderen Lebewesen entsteht. Doch dieses Gefühl wird nicht als Ende der Entwicklung betrachtet, sondern eher als Sprungbrett zu einer noch größeren Liebe. 

Wenn wir unsere Empfänglichkeit für das Leid anderer steigern, indem wir ihm uns bewusst öffnen, kann uns das Leid anderer derart bewegen, dass wir ein alles übersteigendes Verantwortungsbewusstsein empfinden. Dies veranlasst mitfühlende Menschen sich ganz und gar dem anderen Wesen zu widmen und ihm zu helfen, sowohl das Leid als auch dessen Ursache zu überwinden. Im Tibetischen wird diese höchste Stufe das "große Mitgefühl" genannt. Diese Stufe muss man aber nicht erreichen, um ein ethisch stimmiges Leben zu führen. Allein das Ideal im Auge zu behalten wird bereits einen enormen Einfluss auf unsere Lebenseinstellung haben. Die Wirkung beruht auf der schlichten Erkenntnis, dass alle höher entwickelten Lebewesen glücklich und zufrieden sein und nicht leiden wollen. 

Wie sieht das nun mit den Tieren aus. Es ist doch so, dass Tieren im Dienste der wissenschaftlichen Forschung entsetzlich viel Leid angetan wird, ehe sie getötet werden. Ich möchte nur soviel sagen, dass solche Praktiken für einen Buddhisten äußerst entsetzlich sind. Als positive Entwicklung sehe ich z. B., dass immer mehr Menschen am Schicksal der Tiere Anteil nehmen, auch im Hinblick auf die Massentierhaltung, und sich einer vegetarischen Lebensweise zuwenden. 
                                                                                                                                                       

Mitleid
"....wenn man z. B. ein Tier heftig leiden sieht, kann man das Gefühl empfinden, den Schmerz des Tieres nicht ertragen zu können. Ein solches Mitgefühl beruht nicht auf einer freundschaftlichen Verbindung zum diesem Lebewesen, sondern einfach auf der Tatsache, dass es den Schmerz spürt und das Recht besitzt, solche Qualen nicht durchleiden zu müssen.
Je umfassender wir das Leid verstehen, desto stärker werden wir es mitfühlen. Ich bin davon überzeugt, dass Mitgefühl und das daraus entstehende Mitleid letztendlich die Basis für das Überleben der Menschen und den wahren Wert des menschlichen Lebens darstellt".

Ethik ist wichtiger als Religion
"Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Alle Religionen und alle Heiligen Schriften bergen ein Gewaltpotential in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen.
Seit Jahrtausenden wird Gewalt im Namen von Religionen eingesetzt und gerechtfertigt. Religionen waren und sind oft intolerant. Um wirtschaftliche oder religiöse Interessen durchzusetzen, wird Religion oft missbraucht oder instrumentalisiert - auch von religiösen Führern. Ich spreche von einer säkularen Ethik, die auch für über eine Milliarde Atheisten und zunehmend mehr Agnostiker hilfreich und brauchbar ist. Wesentlicher als Religion ist eine in uns Menschen angelegte Neigung zur Liebe, Güte und Zuneigung - unabhängig davon, welcher Religion wir angehören. Nach meiner Überzeugung können Menschen zwar ohne Religion auskommen, aber nicht ohne innere Werte, nicht ohne Ethik."
                                                                                                                                                      Dalai Lama


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