- Es wird oft gesagt, dass Menschen schon immer Fleisch gegessen hätten, als ob dies eine Rechtfertigung wäre dies weiterhin zu tun. Gemäß dieser Logik dürfen wir Menschen nicht daran hindern andere Menschen zu töten, da dies auch schon immer getan wurde. Peter Singer
"Nun kann ich Euch in Frieden betrachten; ich esse euch
nicht mehr."
Diesen Satz murmelte Franz Kafka (deutscher Schriftsteller, lebte von 1883 bis 1924) beim Betrachten von Fischen in einem Aquarium. Damit brachte er seine tiefe innere Zufriedenheit darüber zum Ausdruck, dass er aufgehört hatte, Tiere für seine eigene Ernährung zu nutzen. Nun war sein Gewissen nicht mehr von der Verantwortung für das unendliche Leid, das der Mensch den Tieren antut, belastet.
Ein ähnliches Gefühl kann jeder erfahren, der seine Ernährung auf ausschließlich pflanzliche Kost umstellt. Das Bewusstsein, man ist dann nicht mehr an dem millionenfachen Morden beteiligt, erfüllt einen mit einer großen Befriedigung und gibt einem Kraft, für das Recht der Tiere - grundsätzlich und natürlich der Art gerechtes - einzutreten. Ein weiterer Grund, sich bei einer vegetarischen Ernährung gut zu fühlen, ist das Wissen um die Verminderung der Belastung der Umwelt. Immerhin trägt die "Produktion" von Fleisch gewaltig zur Kohlendioxid und Methanemission und damit zum Treibhauseffekt bei. Auch ist die Belastung der Böden und Flüsse durch Gülle riesengroß, von der
Verschwendung von Nahrungsmitteln - zehn pflanzliche Kalorien werden bei der "Umwandlung" von Fleisch nur zu einer einzigen Kalorie - gar nicht zu reden.
Und dann noch die Förderung der eigenen Gesundheit: In der modernen Medizin ist man sich einig, dass eine abwechslungsreiche, auf Pflanzen basierende Ernährung wesentlich gesünder ist als die übliche, die auf tierischen Produkten fußt. So ist der Anteil z. B. an Diabetikern bei Vegetariern bei unter 3%, bei den Fleischessern jedoch bei über 7%! Ähnliches gilt für Herz-/Kreislauferkrankungen und viele weitere Zivilisationskrankheiten - die eigentlich "vom Fleisch- und Milchverzehr verursachte Krankheiten" heißen müssten.
Noch ein vierter Aspekt kommt hinzu: Vegetarisches Essen schmeckt einfach gut! Die weit verbreitete Vorstellung, pflanzliches Essen schmeckt fad, ist falsch! Die Ernährung der Vegetarier besteht eben nicht aus dem viel zitierten Salatblatt, sondern es gibt unglaublich viele verschiedene Nahrungsmittel auf pflanzlicher Basis, man muss sie nur entdecken. Man stellt bald fest, dass man viel mehr gewinnt, als man aufibt. Es ist nur die Gewohnheit, die einer Umstellung der Ernährung im Wege steht. Wenn man sie aber vollzieht, kann man wie Franz Kafka Tieren endlich ohne schlechtes Gewissen in die Augen sehen.
Prof. Dr. rer. nat. R. Geigenfeind
Fleischkonsum ist verschwenderisch
Es ist eine ungeheure Verschwendung, 10 pflanzliche Kalorien in gerade mal eine einzige tierische "abzureichern". Weiter werden für die Fleisch"erzeugung"
sehr große Mengen an Wasser benötigt: für 1 Tonne Rindfleisch ca. 16 Mio. Liter. Dagegen benötigt 1 Tonne Getreide lediglich 1 Mio. Liter Wasser zum Wachsen. Trinkwasser wird in Zukunft nicht nur in der Dritten Welt, sondern auch in Mitteleuropa und sogar in Deutschland ein äußerst knappes Gut werden, das nicht unnötig vergeudet werden darf.
Weiter wird die Emission vom klimaschädlichen Kohlendioxid verringert. Die Fleisch"produktion"
hat zudem noch ein großes Umweltproblem zur Folge: die Gülle. Ein typischer Schweinemastbetrieb mit einigen tausend Schweinen produziert so viel an Gülle und Abwasser wie eine mittlere Stadt!
All diese Probleme könnten vermieden werden, wenn die Menschheit vermehrt zu einer vegetarischen Ernährung übergehen würde.
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"Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung."
Albert Einstein
Prof. Dr. rer. nat. Geigenfeind
Wenn man sich als Vegetarier zu erkennen gibt – was bei Einladungen und diversen Festivitäten unvermeidbar ist-, wird man sehr oft mit Einwänden gegen diese Lebensweise konfrontiert: ist das denn überhaupt gesund, was isst man denn da, es sind doch bloß Tiere usw. Offenbar fühlen sich manche Menschen allein durch das Bekenntnis eines Anderen zu dieser Ernährungsform schon angegriffen. Genau das ist zwar nicht die Absicht bei einem solchen Bekenntnis, wenn aber schon immerhin das Thema angesprochen wird, kann man ja gerne einmal die Gründe für eine fleischlose Ernährung darlegen. Drei Aspekte sollen dabei erläutert werden:
Tierliebe und die Zukunft der Menschheit
Prof. Dr. rer. nat. R. Geigenfeind
Jeder Tierfreund weiß es: Tiere sind Individuen, haben einen eigenen Charakter. Diese offensichtliche Tatsache wurde lange Zeit ignoriert, die selbstherrlich angenommene Einzigartigkeit des Menschen hat eine derartige Sichtweise provoziert. In den letzten Jahren aber haben zahlreiche Verhaltens- und neurobiologische Untersuchungen gezeigt, dass Tiere uns viel ähnlicher sind als wir wahrhaben wollen. Ebenso wie wir sind Tiere voller geistiger und körperlicher Fähigkeiten, die sie auch ausleben wollen. Und das allein begründet schon das Recht der Tiere auf Leben. Dieses Recht haben natürlich nicht nur Hunde und Katzen, die typischen Heimtiere, sondern alle Tiere, und besonders Tiere, die wir zu reinen Objekten unseres Genussstrebens degradieren und die wir als "Nutz" Tiere bezeichnen. Zu Millionen werden sie in Deutschland nach einem erbärmlichen Dasein grausam umgebracht, um uns als - angebliche notwendige - Nahrung zu dienen. Dabei ist längst erwiesen, dass der Mensch weder Fleisch noch Milch zu seiner Ernährung benötigt, rein pflanzliche Nahrungsmittel sogar wesentlich besser für die Gesundheit des Menschen sind. Dies bestätigen immer mehr wissenschaftliche Studien. Und vielleicht kommt diese Erkenntnis gerade noch rechtzeitig, um über den einzelnen Menschen hinaus auch die Menschheit insgesamt zu retten. Den einer Tatsache müssen wir ins Auge sehen: die bisherige Energie und Ressourcen verschwendende Landwirtschaft wird schon bald zur Zerstörung der Welt führen. Einige Beispiele:
Beipackzettel zu jedem Schnitzel
106.500 — das ist die Zahl der Tiere, die auf der Welt in jeder Minute getötet werden, um auf den Tellern der Welt als Gaumenschmaus zu landen. Das ergibt im Jahr die unglaubliche Zahl von 57.000.000.000 (57 Milliarden!!) umgebrachter Hühner, Gänse, Enten, Truthähne, Rinder, Schweine, Schafe — alles leidensfähige Lebewesen, deren Leid während ihres kurzen Lebens unvorstellbar ist und deren Tötung trotz aller Tierschutzgesetze in der Praxis grausam abläuft. Zusätzlich wirft diese gewaltige Menge an Tieren unvorstellbare ökologische Probleme auf. Für die Ernährung dieser Tiere werden riesige Mengen an pflanzlichen Futtermitteln benötigt, zum großen Teil erzeugt auf gerodeten Urwäldern.
Allein an Getreide sind das 780.000.000 (780 Millionen!) Tonnen, das sind 35 % der Welternte. Dabei ist die „Erzeugung" von Fleisch eine unglaubliche Verschwendung, weil von zehn pflanzlichen Kalorien neun vernichtet werden und nur zu einer einzigen tierischen werden. Würde man die so vergeudeten pflanzlichen Nahrungsmittel direkt für die menschliche Ernährung einsetzen, müssten nicht 840 Millionen Menschen Hunger leiden und schon gar nicht acht Millionen Kinder pro Jahr verhungern — das sind übrigens 17 in jeder einzelnen Minute! Dazu kommt der Verbrauch an Wasser: für 1 kg Rindfleisch werden 15.000 Liter benötigt, für 1 kg pflanzliche Nahrung zwischen 50 Liter und 1500 Liter. Zudem belasten die Exkremente der Tiere die Umwelt, auch hier ist die Menge unvorstellbar: Die Tierhaltung produziert zehnmal mehr Exkremente als alle Menschen zusammen.
Schmerzfreies Leben steht jedem zu – Tier wie Mensch
In der Diskussion um die Behandlung der Tiere durch uns Menschen wird oft die These vertreten, wegen der offensichtlichen morphologischen Ungleichheit zu uns Menschen dürften wir Tiere behandeln, aus- und benutzen wie es uns beliebt. Also allein durch die Tatsache, dass Schweine, Rinder, Gänse, Fische, Hühner usw. zufällig zu einer anderen Art gehören, nehmen die Menschen sich das Recht, über sie zu verfügen. Eine derartige Haltung wird als Speziezismus bezeichnet, analog zu Sexismus und Rassismus. Denn vor gar nicht allzu langer Zeit — und in manchen Gegenden der Welt sogar heute noch — wurden Frauen nur wegen der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht und Schwarze nur wegen ihrer anderen Hautfarbe diskriminiert. Eine äußerliche Ungleichheit wurde zur Legitimation eines Herrschaftsanspruches missbraucht. Dabei geht es gar nicht darum, physische oder psychische Gleichheit für das Zugestehen von Rechten vorauszusetzen. Wichtig sind allein die Interessen, die Individuen verfolgen wollen. Und unbestreitbar haben alle Tiere Interesse an einem schmerzfreien Leben und einem nur von der Natur bestimmten Tod. Und in diesem Interesse sind sie uns absolut gleich. Und deshalb ist es unethisch, Tieren ohne eigene Not Leiden zuzufügen und ihnen das grundsätzlichste aller Rechte, das Recht auf Leben, zu verweigern. Und eine Not gibt es tatsächlich nicht, da es vielfältige Möglichkeiten gibt, sich gesund, abwechslungsreich und geschmackvoll ohne tierische Produkte zu ernähren. Dies bestätigt inzwischen auch die Wissenschaft, die ADA (American Dietetic Association, staatliche Ernährungsgesellschaft in den USA) hat festgestellt, dass eine abwechslungsreiche vegetarische, ja auch eine vegane (ohne Milch und Eier), rein pflanzliche Ernährungsform für jedermann geeignet ist. Vor einer Umstellung stehen uns dabei eigentlich nur die Gewohnheit und die Werbung, die unser Konsumverhalten manipulieren, im Wege. Eine schlechte Gewohnheit kann jedoch überwunden und durch eine neue, bessere ersetzt werden. In unserer modernen Zeit ist es so leicht wie nie zuvor, seine Ernährung ohne Tierleid, mit geringer Umweltbelastung und gesund zu gestalten.
Prof. Dr. rer. nat. Robert Geigenfeind
"Die Gemeinschaft der fühlenden Wesen geht über die Grenzen der menschlichen Art hinaus, und wir haben nicht das Recht, andere fühlende Wesen einem Leben auszuliefern, das nur aus Qualen und aus Angst vor dem Tod besteht. Es ist nicht nur eine Frage des Mitleides, wir haben nicht das Recht."
Robert Spaemann (* 1927, dt. Philosoph und Theologe)
GESTERN - HEUTE - MORGEN ?
Das millionenfache Tierleid ist nicht zuletzt auf die jahrhunderte-lange gefühllose Haltung der Kirchen zurückzuführen. Haben doch die Kirchen weder gegen Tierversuche noch gegen Massentierhaltung oder Jagd jemals Einspruch erhoben. Die Verbindung von Jagd und Kirche hat eine lange Tradition.
Die Urchristen hielten das Jagen für unvereinbar mit dem christlichen Glauben, und auch die bekannte "Kirchenordnung des Hippolyt" hat dies noch übernommen. Jägern wurde die Taufe verweigert und sie wurden aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen.
Die ersten Christen waren Vegetarier. In den gehobenen Schichten des Römischen Reiches aß man hingegen selbstverständlich Fleisch. Und als das Christentum in das Römische Reich und in das Zentrum Rom vordrang, passte man sich eben an: Der Römer Paulus berief sich auf die Freiheit des Einzelnen und hat nur dann kein Fleisch gegessen, wenn er zum Ärgernis für Vegetarier in den Gemeinden wurde.
Die Paulusschüler, die an der Bibel mitschrieben, sagten bereits: "Es werden Leute auftreten, die gebieten, Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat" (gemeint waren die Tiere) — und dies sei eine "teuflische Lehre" (1. Timotheusbrieß Bereits auf der Synode von Ancyra (314 n. Chr.) erging ein Berufsverbot für Priester und Diakone, die Vegetarier waren — sie galten fortan als "Irrlehrer".