Jainismus - Eine Religion für Tierfreunde
Die Gewaltlosigkeit, auch gegen nichtmenschliche Tiere, im indischen Sanskrit AHISMA genannt, ist das ethische Prinzip.
Stiftung Tierschutzverein Deggendorf e. S.
Rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts
Anerkennung durch Regierung von Niederbayern
am 20.11.2003
Jainismus - Eine Religion für Tierfreunde
Die Gewaltlosigkeit, auch gegen nichtmenschliche Tiere, im indischen Sanskrit AHISMA genannt, ist das ethische Prinzip.
Prof. Dr. theol. Erich Gräßer Ehemals Ordinarius für Neues Testament an der Universität Bonn
Tierschutz ist Christenpflicht
Und die Kirchen? Was ist mit Kirche Und Tierschutz?
Ich muss an dieser Stelle deutlich werden: Wenn einst die Geschichte unserer Kirche geschrieben wird, dann wird das Thema "Kirche und Tierschutz" im 20. Jahrhundert ein ebenso schwarzes Kapitel darstellen wie einst das Thema "Kirche und Hexenverbrennung" im Mittelalter. Und so wie die Kirchen im 19. Jahrhundert bei der sozialen Frage versagten und die Arbeiter aus der Kirche heraus trieben, so versagen sie heute im Tier- und Naturschutz und treiben die Tierschützer aus der Kirche heraus. Denn für Tierschutz hält sich die Kirche nicht zuständig. Kirche sei für die Menschen da. Aber dieser Mensch ist doch gerade nach biblischer und kirchlicher Lehre ein Geschöpf Gottes inmitten anderer Geschöpfe Gottes. Er lebt als Geschöpf in der Schöpfung.
Noch deutlicher: Der Mensch hat von Gott her das Amt Haushalter und nicht Ausbeuter der göttlichen Schöpfung zu sein. Allmählich gewinnt die Kirche diese Einsicht zurück. Aber viel zu lange hat auch die Kirche statt vom Heil der Schöpfung nur vom Heil des Menschen gesprochen.
Auf dem Kriegsschauplatz Natur dagegen und in dem Verbrecherstück der industrialisierten Tierquälerei tritt die Kirche nicht einmal als Samariter auf. Die Ehrfurcht vor allem Lebendigen, diese im Namen des Dreieinigen Gottes ureigenste Domäne, überlassen die christlichen Kirchen den Natur- und Tierschützern.
Dass man Franz von Assis verehrt und Albert Schweitzer als Genie der Menschlichkeit feiert, genügt hier nicht!
Woher kommt diese Tiervergessenheit in der Kirche? Nun, es liegt daran, dass die Ethik, die theologische wie die philosophische, meint, sie habe es nur mit dem Verhalten des Menschen zum Menschen und zur Gesellschaft zu tun. Was wir heute erleben, ist ein mit dem Rechenstift ausgeklügeltes schreckliches Höllenspiel, in dem wir unsere Nutztiere in der Massentierhaltung zu Tiermaschinen herabstufen. Die Übermenge an Eiern, Fleisch und Butter, die die westlichen Wohlstandsgesellschaften auf diese Weise produzieren, ist mit menschenunwürdiger Tierquälerei bezahlt.
Dabei ist die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben biblisch. Die Bibel Alten und Neuen Testamentes ist voller Zeugnisse von Gottes Fürsorge für alle Geschöpfe. Weil das Gut sein zu den Tieren eine Selbstverständlichkeit ist, darum hat man das Zentrum des christlichen Glaubens, die Dahingabe des Lebens Jesu für die Sünden der Menschen, mit dem Bilde vom guten Hirten umschrieben:
"Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe."
Eugen Drewermann, eine moralische Instanz
Deutscher Theologe, suspendierter Priester, Psychoanalytiker.
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Dass das Christentum die Ausbeutung der Tiere ausdrücklich gutgeheißen und gerechtfertigt hat, zeugt zweifellos von einer besonders rücksichtslosen und gewalttätigen Einstellung gegenüber der Natur.
Denn:
Anthropozentrik — das bedeutet in der Praxis, dass der Maßstab sittlicher Verantwortung allein der Mensch ist. Ob Rohrdommeln, Kolibris oder Koboldmakis angesichts einer immer stärker wachsenden Bevölkerung von 8 —10 Mrde. Menschen schon in den nächsten 50 Jahren überleben dürfen, hängt allein davon ab, ob wir Menschen ihr Biotop zum Überleben benötigen oder nicht.
Ob die tropischen Regenwälder in den nächsten 30 Jahren schon vernichtet sein werden oder nicht, entscheidet sich einzig an den Folgen für uns Menschen: wie kann eine Verschiebung des planetarischen Windgürtels (speziell auf der Nordhalbkugel!) sich auswirken? Der Gedanke auch nur, wir sollten die Anzahl der Menschen auf dieser Erde begrenzen, damit Tiere und Pflanzen an unserer Seite vor der sicheren Ausrottung bewahrt blieben, mutet innerhalb einer anthoprozentrischen Ethik absurd, ja, unverantwortlich an, - eine vernünftige Geburtenkontrollpolitik stößt bis heute auf den heftigsten Widerstand vatikanischer Kreise. Und doch, ob die Kirche es wahrhaben will oder nicht, steht die Menschheit in ihrer Geschichte zum ersten Mal vor der Frage, ob sie nun den Lebewesen ein eigenes Lebensrecht zusprechen will oder ob sie zum Überleben nur zulässt, was ihr selbst zum Überleben unerlässlich erscheint. Um es so zu sagen: beim heutigen Stand der Technik und einem Anspruchsniveau an Lebensstandard wie in Europa und Nordamerika könnten bestenfalls 3 Mrd. Menschen ohne nachhaltigen Schaden für die Natur existieren; so viele Menschen lebten vor 50 Jahren; heute stehen wir bei 6 Milliarden! Nur ein Ende der anthropozentrischen Ethik lässt der Natur eine Chance!
Logozentrik! Sie besagt in der Praxis, dass wir unsere Gefühle stets zu regulieren haben an den vermeintlich „vernünftigen" Entscheidungen. Für das Menschenbild der kirchlichen Moraltheologie spielt die Herkunft der Psyche des Menschen aus mehr als 200 Jahren Säugetierevolution nach wie vor keine Rolle; dass Hunde, Affen, Rinder zu Gefühlen fähig sind, die unseren eigenen analog sind, braucht da nicht berücksichtigt zu werden. Also: wenn die Industrialisierung der Landwirtschaft die Produktionskosten für den Schlachtviehmarkt senkt, ist gegen die Massentierhaltung, gegen die Tiertransporte, gegen die Schlachthöfe nichts mehr zu sagen; wenn die Qual von Millionen Tieren in den Labors dazu beiträgt, neue Pharmaka oder neue Kampfmittel zu testen, ist es eine ethische Pflicht, die entsprechenden Testreihen durchzuführen. Mitleid ist da kein Argument, Mitgefühl ist unangebracht, die Verwandlung von Lebewesen in Ware und Biomasse ist ganz einfach rationell — alle „emotionalen" Betrachtungsweisen kommen dagegen nicht auf.
Um mit Tieren anders umzugehen, müssten wir unser Menschenbild ändern und die Grundlagen unserer logozentrischen Ethik überprüfen! Die Idee etwa, wir sollten unsere Nahrungsgewohnheiten ändern, um den Tieren (und Menschen) weniger an Leid aufzuerlegen, gilt innerhalb der tradierten Moral noch immer als etwas Unzumutbares; wer aber, wenn er sieht, was alles den Tieren zugefügt wird, um unter dem Druck der Preisrichtlinien der EG Billigfleisch auf den Markt zu werfen, würde nicht ganz von selbst darüber nachdenken, ob nicht der Vegetarismus einen ehrlichen Ausweg aus der organisierten Tierquälerei und Menschenschinderei darstellen würde?
„Solange es noch Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben", meinte auch Leo Tolstoi. Die Moral der katholischen Kirche macht dagegen die „Unsterblichkeit" der menschlichen „Seele" geltend: wenn nur die Menschen „ewig" leben, ist, gemessen daran, das Leid der Tiere wirklich bedeutungslos; dass Tiere keine „Seele" haben, ist denn auch die logische Grundlage der anthropozentrischen und logozentrischen Ethik. Wir werden den Tieren erst gut sein können, wenn wir zumindest für möglich halten, was die alten Ägypter glaubten: am Tag des Gerichts würden die Tiere den Menschen verklagen für alles, was ihnen angetan wurde. Was für eine Religion ist das, die einen Himmel predigt, in dem es keine Tiere gibt?
Und Eurozentrik — sie bedeutet in der Praxis, dass die abendländische Art, Mensch und Natur zu betrachten, alternativlos sich als „wahr" dem Rest der Welt gegenübersetzen kann. Der kirchliche „Weltkatechismus" zeigt das ganz deutlich: es werden nicht nur die Impulse des Protestantismus unberücksichtigt gelassen, man hält hier ganz einfach die „römische" Auslegung der Botschaft Jesu für alleingültig. Kein Gedanke deshalb, dass man etwa von den Buddhisten und Hindus, von den Taoisten und Indianerkulturen etwas Wesentliches über den Umgang mit der Natur werde lernen können, gar müssen. Dabei lebt heute noch die Hälfte der indischen Bevölkerung aus religiösen Gründen vegetarisch. Tieren kein Leid zuzufügen gilt da für wichtiger als das vermeintliche Recht des Menschen, sich die Erde Untertan zu machen.
Die Religion der Zukunft, das zeichnet sich heute schon ab, wird all diese falschen Mittelpunktbildungen vermeiden müssen. Sie wird integrativ sein müssen zwischen Mensch und Natur, zwischen Denken und Fühlen und zwischen den Kulturen und Religionen. Ein „Weltkatechismus", der nur die eigenen Ausschließlichkeitsansprüche über die Welt wirft, wird dann unmöglich sein. Zum Nutzen des Menschen, zum Nutzen der Tiere, zum Nutzen des Lebens auf diesem Planeten.
Das Buch Koholet ist das einzige wirklich philosophische Buch in der Bibel. Es sind die Worte des Predigers, Sohn des Davids, des Königs zu Jerusalem. Es kann nur jedem empfohlen werden, das Buch aufmersam zu lesen.
Ich, Prediger, bin König über Israel gewesen zu Jerusalem. Ich gedachte alles, was unter der Sonne geschah, durch Weisheit zu erforschen.
Aber was sah ich unter der Sonne. An der Stätte des Rechtes, da war das Unrecht, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war der Frevel. Da dachte ich, Gott wird den Gerechten und den Frevler richten.
Ich dachte bei mir selbst: Der Menschenkinder wegen, sie zu prüfen, hat Gott es so gefügt,damit sie sehen, dass sie nicht mehr sind als das Tier. Denn das Geschick der Menschenkinder ist gleich dem Geschick des Tieres; ein Geschick haben sie beide.Wie dieses stirbt, sterben auch jene und einen Odem haben sie alle. Der Mensch hat vor dem Tier keinen Vorzug. Denn alle gehen an einen Ort, alle sind sie aus Staub geworden, und alle werden sie wieder zu Staub.
Wer weiß schon, ob der Odem der Menschenkinder emporsteigt, der Odem des Tieres aber hinabfährt.
Ich sah die Tränen der Unterdrückten fließen und niemand tröstete sie. Da pries ich die Toten, glücklicher sind sie als die Lebenden. Glücklicher als beide ist der Ungeborene, der noch nicht geschaut hat, das Böse das unter der Sonne geschieht. Glücklicher ist die Fehlgeburt.
Auch ist das Herz der Menschenkinder voll Bosheit, und Torheit wohnt in ihrem Herzen solange sie leben - und danach geht es zu den Toten.
Zweiter Brief
DerText ist diesmal der großen Weltliteratur entnommen und zwar dem sechsten Buch des letzten Romans von Fjodor M. Dostojewskij (1821 - 1881) "Die Brüder Karamasow".
Dieses 6. Buch trägt den Titel "Ein russischer Mönch" und kann unter Umständen auch unabhängig von dem sehr umfangreichen Roman mit großem Gewinn für sich allein gelesen werden. Dieses 6. Buch enthält den sehr bewegenden Werdegang des Starez Sossima sowie seine geistliche Lehre, in der ja die Tiere, ja die ganze Schöpfung eine wichtige Rolle spielen. Aus seinen Wanderjahren berichtet Sarez Sossima von dem Gespräch mit einem jungen Mann folgendes: "Alles ist schön", sagte der junge Mann. "Wahrhaftig", antwortete ich ihm, "alles ist schön und herrlich, denn alles ist Wahrheit. Rührend ist es zu wissen, dass keinerlei Sünde auf den Tieren lastet, denn alles ist vollkommen, alles außer dem Menschen ist frei von Sünde, und Christus ist noch eher mit ihnen als mit uns." "Ist denn Christus wirklich auch mit ihnen?" fragte der Jüngling. "Wie könnte es denn anders sein", sagte ich zu ihm, "da das Wort für alle bestimmt ist; die ganze Schöpfung und jede Kreatur, jedes Blättchenstrebt hin zum Wort, preist Gott, weint zu Christo, sich selbst unbewusst, und vollbringt die Kraft des Geheimnisses seines sündenlosen Daseins." "Siehe", sagte ich zu ihm, "dort im Walde lebt der schreckliche Bär, er ist grausam und wild und trägt doch in keiner Weise Schuld daran." Und ich erzählte ihm, wie einmal ein Bär zu einem großen Heiligen kam, der im Walde in einer kleinen Zelle ein Büßerleben führte, und der große Heilige erbarmte sich seiner, kam furchtlos zu ihm heraus und gab ihm ein Stück Brot. "Geh", sagte er, "Christus sei mit dir." Und das grimmige Tier ging gehorsam und sanft davon, ohne ihm etwas zuleide zu tun. In seiner Belehrung sagte Starez Sossima folgendes: "Brüder lasst euch nicht abschrecken durch die Sünde der Menschen, liebt den Menschen auch in seiner Sünde, denn das gleicht der Liebe Gottes und ist der Gipfel der Liebe auf Erden. Liebt die ganze Schöpfung Gottes, das gesamte All, wie auch jedes Sandkörnchen. Jedes Blättchen liebt, jeden Sonnenstrahl Gottes! Liebt die Tiere, liebt die Pflanzen, liebt jedes Ding. Wer jedes Ding liebt, wird auch das Geheimnis Gottes in den Dingen erfassen. Hat er es einmal erfasst, so wird er es auch Tag für Tag immer mehr erkennen. Brüder, Liebe ist unsere Lehrmeisterin, doch man muss sie zu erwerben wissen, sie ist schwer zu erwerben, sie wird teuer erkauft durch beharrliche Arbeit und erst nach langer Zeit, denn man soll ja nicht zufällig und nur für einen Augenblick lieben, sondern für immer. Auf Erden aber irren wir fürwahr umher und hätten wir nicht Christi kostbares Vorbild vor Augen, so wären wir verloren und verirrtenuns völlig ..... Vieles auf Erden ist uns verborgen, doch stattdessen ist in unserem tiefsten Inneren das Gefühl unserer lebendigen Verbundenheit mit einer anderen Welt gegeben, einer erhabenen und höheren Welt. Die Wurzeln unserer Gedanken und Gefühle ruhen nicht hier, sondern in anderen Welten ..... Doch alles was uns aufgegangen ist, lebt und ist lebendig allein dank dem Gefühl seiner Berührung mit geheimnissvollen anderen Welten, erlahmt in dir dieses Gefühl oder hört es auf, so stirbt auch, was in dir aufgekeimt ist."
Darauf verdoppelte der Junge seine liebende Hingabe für sein teures Schäfchen, eingedenk der Worte des Heiligen, Gott habe seine Wohnstätte in dessen Herz. Nach langer Zeit besuchte der heilige Mann den Knaben und erkundigte sich, wie es ihm ergehe. Dieser begrüßte seinen Lehrer ehrfürchtig und sprach: "Ehrwürdiger Meister, ich danke dir für deine Unterweisung. Ich bin froh, deine Vorschrift genau befolgt zu haben, denn hin und wieder sehe ich in meinem Schäfchen eine wunderschöne Gestalt mit vier Händen (Sinnbild der Gottheit), deren Anblick mich über alle Maßen glücklich macht."
Eine Fülle von Tierlegenden durchzieht das Leben des heiligen Franz von Assisi (1182 - 1226): von der Vogelpredigt bis zur Zähmung des Wolfes von Gubbio.
Ein früher Biograph, Thomas von Celano, schreibt über die Liebe des heiligen Franz zu den beseelten und unbeseelten Geschöpfen: "Was er in der geschaffenen Welt fand, führte er zurück auf den Schöpfer, und durch das, was sich seinem Auge an Lieblichem bot, schaute er hindurch auf den lebenspendenden Urgrund der Dinge. ... Mit unerhörter Hingebung und Liebe umfasste er alle Dinge, redete zu ihnen vom Herrn und forderte sie auf zu seinem Lobe. ... Mit dem Namen "Bruder" (und "Schwester", so im Sonnengesang) rief er alle Lebewesen, wenn er auch von allen Tieren die zahmen bevorzugt liebte. Wer könnte hinreichend alles aufzählen?
Jene Urgüte, die einst alles in allem sein wird, erhellte ja diesem Heiligen schon hienieden alles in allem."
In dritten Text versucht ein Benediktiner unserer Tage, David Steindl-Rast, eine schlichte Wesensbestimmung von "Liebe" zu geben, in der auch die Tierliebe ihren Platz hat.
"Wenn wir nach den Charakteristika von Liebe fragen, die für jede ihrer Formen zutrifft, dann finden wir zumindest zwei: ein Bewusstsein des Zusammengehörens und die aus ganzem Herzen kommende Annahme dieses Zusammengehörens mit all seinen Folgen. Dies zwei Charakteriszika sind für jede Art von Liebe typisch, von der Liebe zur Heimat bis zur Liebe zu einem Haustier, während leidenschaftliche Anziehung nur für das Sich-verlieben typisch ist. Liebe ist ein "Ja" aus ganzem Herzen zum Zusammengehören."
David Steindl-Rast, Fülle und Nichts. Von innen her zum Leben erwachen, Herder/Spektrum, Band 5026, 5. 180f.
Alle drei Texte aus der Welt der Religionen können, wiederholt gelesen und durchdacht, hoffentlich eine Ermutigung für Sie sein, den Weg des Tierschützers beherzt weiterzugehen. Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen.
Altabt Emmanuel Jungclaussen OSB Niederalteich
4. Brief
Gertrud die Große (1256 - 1301) gilt als die bedeutendste deutsche Mystikerin. Im Vorwort zum Hauptwerk "Gesandter der göttlichen Liebe" schrieben zwei Mitschwestern im Leitwort: Aber nicht allein zu den Menschen, sondern vielmehr zu aller Kreatur fühlte sie Mitleid und Liebe, ob es nun ein Vogel oder ob es vierfüßige Tiere waren.
Sobald sie sah, dass Tiere Beschwerden, sei es Hunger, Durst oder Kälte erduldeten, fühlte sie im Innersten ihres Herzens Mitleid mit denen, die ihr Herr gemacht hatte. Und sie bemühte sich andächtig, jenes Leiden der unvernünftigen Kreatur dem Herrn zum ewigen Lob darzubringen. Sie erflehte vom Herrn, er möge sich seiner Kreatur erbarmen und gnädig deren Schmerz lindern. Die heilige Gertrud bringt die Leiden der Tiere als ein Bitt- und Lobopfer Gott dar.